2009 lernte ich im Urlaub in Italien einen spannenden Menschen kennen: Er stand jeden Morgen um fünf Uhr auf und verschwand für eine halbe Stunde. Auf meine neugierige Frage: «Warum stehst du in deinem Urlaub jeden Tag so früh auf? Und was machst du in dieser Zeit?» sagte er nur: «Komm doch einfach mal mit!» Am nächsten Tag ging ich tatsächlich mit ihm mit. Er setzte sich kerzengerade auf ein Meditationskissen und blickte 20 Minuten lang vor sich auf den Boden.
Ich war begeistert! 20 Minuten lang einfach mal nichts hören, nichts reden und die Stille geniessen. Das wollte ich auch! Ich war neugierig geworden. Im Laufe der Woche redeten wir viel über die Höhen und Tiefen des Lebens und über den Sinn von «Sprechen» und «Schweigen». Er sagte: «Wenn dich das Thema interessiert Es gibt einen sehr guten Kurs bei uns in der Schweiz». Er berichtete vom Zen Zentrum Dai Do An in der Nähe von Büren an der Aare und dem Jahrestraining «Ganzheitliche Kommunikation», das er in Scheunenberg absolviert hatte.
Zwei Jahre später besuchte ich meine Freundin Julia in Genf. Ich nutzte die Gelegenheit und stattete dem ominösen Ananta auf dem Heimweg einen Besuch ab. Das imposante Bauernhaus in der Pampa und das Ehepaar Ananta und Roberta Steuder zogen mich sofort in ihren Bann. Trotzdem dauerte es nochmals 2 Jahre, bis ich mich zum Jahrestraining anmeldete. Und das erst noch in umgekehrter Reihenfolge: Statt wie üblich zuerst das Jahrestraining «Ganzheitliche Kommunikation» absolvierte ich zuerst das «Zen Jahrestraining» mit verschiedenen Sesshins von unterschiedlicher Dauer.
Mein Umfeld verstand mich nicht: Ich reiste mehrmals pro Jahr 800 Kilometer, um auf einem Kissen zu sitzen und stundenlang auf den Boden zu starren. Das hätte man in Berlin sicher auch haben können – eine statt acht Stunden von zu Hause entfernt! Doch «Scheunenberg» hatte mich dermassen gepackt, dass ich den langen Weg jedes Mal mit freudiger Erregung unter die Räder nahm. Trotzdem dauerte es nochmals sechs Jahre, bis ich mich auch für das zweite Jahrestraining, «Ganzheitliche Kommunikation», anmeldete. Es war eine fantastische Zeit mit vielen wunderbaren Menschen und jeder Menge Selbsterkenntnis.
Umso glücklicher war ich, dass ich 2024 und 2025 in Scheunenberg selber einen Kurs anbieten durfte – zusammen mit der wunderbaren Zen Nonne Roberta: «Bogenschiessen und Zen Meditation». Sie leitete die Zen Meditation; ich das meditative Bogenschiessen. Ab Mitte 2025 haben Ananta und Roberta ihr unvergleichliches Seminarhaus aus Altersgründen geschlossen. Roberta und ich bieten in Zukunft an anderen passenden Orten unseren gemeinsamen Kurs an.
Zen ist seit jenem Morgen und meiner Ferienbekanntschaft in Italien fester Bestandteil meines Lebens. Ich bin Mitglied der Sanga von Kathrin Stotz vom Zendo «Inneres Lind» in Winterthur und meditiere nach wie vor täglich sowie am Montagabend und einmal pro Monat einen ganzen Samstag lang bei Kathrin in Winterthur. Durch Harry Mark, Michael HoKai Oesterle und Jochen JakuDo Querbach habe ich das «Zen Bogenschiessen» entdeckt. So etwas wie die europäische Version von Kyūdō; dem ultrastrengen und streng reglementierten japanischen Bogenschiessen. Dank ihnen konnte ich meine beiden Leidenschaften «Bogenschiessen» und «Zen» kombinieren.
Aktuell biete ich «Meditatives Bogenschiessen» mehrmals pro Jahr im Gemeinschaftszentrum in Glattfelden an. Und bestimmt wird es auch schon bald wieder ein längeres Angebot zusammen mit Roberta geben. Abonniere meinen Newsletter und ich informiere dich immer dann, wenn es ein neues Kursangebot gibt.

Nicola Oßwald


















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